Gefühlte neue Welt

Gesundheit, Ernährung, Beziehungen, Sexualität, Wohlbefinden, Entspannung… Ist es möglich, all diese Lebensaspekte auf einen Schlag zu verbessern? Vielleicht.

Ein Erklärungsmodell

Stell dir vor, du wärest frei, alles zu fühlen, was überhaupt fühlbar ist. Stell dir weiter vor, du könntest Angst einfach körperlich fühlen, ohne dieses „Monster“ in panischen Schleifen durch dein Hirn zu jagen. Wahrnehmen – fühlen – loslassen – weitergehen.

Zunächst einmal bedarf es wohl einer Definition von Begriffen, die wir in diesem Zusammenhang üblicherweise verwenden:

Eine Empfindung ist eine so genannte Körpersensation, wenn wir beispielsweise spüren, dass das Herz pocht, die Finger kribbeln, weil sie eingeschlafen sind, oder wenn wir uns stoßen und es schmerzt. Empfindungswahrnehmungen finden auf der körperlichen Ebene statt.

Ein Gefühl ist die gedankliche „Etikettierung“, wenn also das Herz laut pocht, benennen wir diese Empfindung zum Beispiel mit Angst oder Aufregung – das Gefühl beschreibt dann die Bedeutung der Körpersensation ‚Herzklopfen‘. Gefühlsbeschreibungen finden auf der mentalen Ebene statt.

Als Emotion begreifen wir gemeinhin das Zusammenspiel von körperlichen Empfindungen und mentalen Bedeutungen (Empfindung + Gefühl = Emotion).

Durchschauen wir diese Zusammenhänge nicht, halten wir unsere Emotionen bisweilen für unberechenbar und deshalb für gefährlich, da die Ebene des Fühlens grenzenlos ist. Mit Grenzenlosigkeit ist unser Verstand heillos überfordert, er möchte geordnete Verhältnisse, schließlich braucht er diese, um seinen Job gut zu erledigen.

„Vorsichtshalber“ erklärt der Verstand den fühlbaren Körper als viel zu gefährliches Terrain und es findet eine Verschiebung dahingehend statt, dass nun die meiste Energie im Kopfbereich verausgabt wird.

Pausenloses Denken, Abwägen, Ängstigen, Grübeln, Planen, Werten, Einschätzen und das Kopfkino nehmen so viel Raum ein, dass sich die Erfahrungswelt nun aus einer mentalen Box heraus gestaltet.

Was fehlt nun?

Anhand des Essverhaltens sehr vieler Menschen lässt sich dieses Phänomen gut verdeutlichen: Der orale Genuss (Kopfbereich) expandiert in solch unangemessener Weise, dass er alles andere (körperliches Wohlbefinden) dominiert. Cremige, schokoladige, würzige oder sonstwie lecker geartete Geschmackserlebnisse, die kurzzeitig befriedigen, werden als Genusserlebnisse hochstilisiert, während die Auswirkungen auf den Gesamtorganismus völlig in den Hintergrund treten.

Solche „Genuss-Quickies“ sind in der Regel nicht geeignet, ein dauerhaftes Wohlgefühl im Körper zu erzeugen, so stehen Tür und Tor weit offen für alle möglichen Süchte, da schließlich das ganzkörperliche Wohlgefühl ausbleibt, der Körper vielleicht sogar erkrankt, ein Genussverzicht jedoch trotz allem indiskutabel erscheint.

Reduzierte Körperwahrnehmung geht mit reduzierter Lebensqualität einher – und zwar in allen Lebensbereichen – sobald wir zum Beispiel

  • nicht mehr spüren und achten, was der Körper braucht, um dauerhaft vital und gesund zu sein
  • die Emotionen des Gegenübers oder Partners nicht fühlen und deshalb auch nicht verstehen – was das Gefühl des Getrenntseins verstärkt
  • tiefes Erfülltsein in der Sexualität gar nicht erleben, weil die elektrisierende Spannung, die den gesamten Körper erfasst  – Erotik in ihrem ursprünglichsten Sinne – einfach nicht spürbar ist
  • Entspannung als Luxus betrachten, da das Gedankenkarussell nie stillsteht
  • uvm.

Intensive Körperwahrnehmung – das Fühlen ohne zu bewerten – erhöht die Lebensqualität trotz aller Risiken und Nebenwirkungen enorm. Und plötzlich ist die Welt eine andere.

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